Wie wir von Kindern lernen können, den Herausforderungen des Lebens spielerisch, freudvoll und ohne langes Grübeln zu begegnen.

Samstagnachmittag. Wir sind zu Besuch bei Freunden, die Sonne scheint und ich bin voller Vorfreude, mich gleich entspannt auf die Parkbank zu setzen, die Seele baumeln zu lassen und in diesem meditativen Zustand ganz in Ruhe über mein Leben und die aktuellen Herausforderungen sinnieren zu können. Diesen Plan hatte ich jedoch ohne die Kinder unserer Freunde gemacht. Ich saß noch keine zwei Minuten in der Sonne, schon zogen sie mich voller Abenteuerlust und Spielfreude energisch an beiden Händen von der Parkbank auf einen nahegelegenen Spielplatz und forderten mich auf einen „Parcours“ mit ihnen zu spielen. Ich hatte keine Ahnung, was mich bei einem „Parcours“ erwarten würde, aber ließ mich einfach mitten in den Spielplatz ziehen und ließ mich auf das Spiel ein. Und schon gings los – „mitkommen und nachmachen“ war die einfache sowie glasklare Ansage. Während mich noch anfängliche „Hilfe, wie soll ich denn da hochkommen?“ und „die Geräte sind doch nur für Kinder, darf ich da überhaupt drauf und was soll der Rest der herumstehenden Erwachsenen von mir denken?“ – Gedanken  im Kopf plagten, stand ich bereits Sekunden später auf einem 2 Meter hohen Turm,  von dem die Kids mir nichts dir nichts runtersprangen und ich plötzlich nächster in der Sprungreihe war. Ähm, wie ich jetzt?? Daaa runter? Von sooo hoch oben? Ich war schon immer schlecht im Sportunterricht und überhaupt, wieso soll das 30 Jahre später besser klappen als zu meiner Kindheit?? Ich spürte, wie der Junge hinter mir ungeduldig wurde und bemerkte dann mein eigenes Hin- und Her-Trippeln auf der Absprungrampe… Okay, dann mal los, ist ja nur ein Spielplatz und unten wartet weicher Sand.

Hui, der erste Sprung war wirklich ein Sprung in die Freiheit. Und weils so schön war, gleich nochmal rauf. Und nochmal. Erforschen, wer mit der witzigsten Grimasse im freien Fall springen kann.  Lachen, herumblödeln, carefree den Moment genießen, endlich mal richtig „spielen“ auf einem Spielplatz und nicht nur als Aufpasserin auf der Bank daneben sitzen.

Nach dieser „Aufwärmrunde“ ging es dann sogleich weiter mit freiem Bodenkampf. Ich ließ mich von der ungebändigten Energie der Kids anstecken, legte Brille, Ring und Armbanduhr an einen sicheren Platz und wir hatten einen Riesen-Spaß mit Balgen, Raufen, Herumtollen, sich mit Laub bewerfen, im Gras wälzen … und wow, ich fühlte mich auf einmal tief in meinem Körper, spürte den Kontakt mit dem Boden und dem Kinderkörper, der sich mir wild und mit purer Lebensenergie entgegenwarf. Ich fühlte mich wach und lebendig und vergaß wohl meine Erwachsenenrolle komplett, denn die Kids waren auf einmal ziemlich verdutzt, als ich ihnen Gras & Krabbelkäfer unters T-Shirt schob und wir uns laut lachend und wohlig erschöpft die pieksigen Teile gegenseitig aus den Klamotten zupften.

Und wer hätte das gedacht? Ich hatte nicht nur einen quietschfidel lebendigen Nachmittag in der Sonne verbracht, ich hatte dabei auch die anstehenden Fragen meines Lebens gelöst. Einfach im Vertrauen loslassen und springen, rückwärts eine Rutsche runtergleiten ohne genau zu wissen wie die Fahrt enden wird und sich vom lebendigen Miteinander mitreißen lassen, dabei klare Grenzen setzen und spielerisch ins co-kreative Gestalten kommen. Das waren genau die Antworten, die für mich bestimmt waren und nach denen ich in meinem aktuellen „Parcours“ des Lebens suchte. Ob ich die auch beim Nachdenken auf der Parkbank bekommen hätte???

Let the playground be your life … and life becomes your playground!